al-Imamat

Allamah Sayyed Sa’id Akhar Rizvi (ra) schreibt:

„Al-Imamat bedeutet wörtlich „zu führen“, al-Imam bedeutet „der Führer“. In der islamischen Terminologie bedeutet al-Imamat, „Universale Autorität in allen religiösen und sekulären Angelegenheiten in Nachfolgerschaft zum Propheten“ (1)

Al-Imam bedeutet, „der Mann welcher in Nachfolgerschaft zum Propheten das Recht hat über die absolute Befehlsgewalt der Muslime in allen religiösen und sekulären Angelegenheiten.“

Quelle: Imamat, von Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra), Kapitel 1, Seite 5

Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra) schreibt weiter:

a) Die Notwendigkeit des Imamat

„Aus dem shiitischen Standpunkt ist die Institution des Imamat notwendig, gemäß der Vernunft. Es ist eine lutf (Gnade) Allahs welche das Geschöpf zur Gehorsam bringt und ihn fernhält von Ungehorsam ohne ihn in irgendeiner Art zu zwingen. Es ist in der shiitischen Theologie bewiesen, dass Allah die Gnade obliegt. Wenn Allah befiehlt, dass die Menschen etwas tun sollen ist schon gewiss, dass die Menschen es nicht tun können ohne den Beistand Allahs, denn wenn Allah diesen Beistand nicht bereitstellt, würde Er Seinen eigenen Willen widersprechen. Solche Fahrlässigkeit ist offensichtlich bösartig gemäß des Verstand. Daher obliegt Allah der lutf (daher hat Allah sich die Gnade auferlegt).

Imamat ist eine Gnade, da wir wissen, dass wenn die Manschen einen Anführer (ra’is) und Wegweiser (murshid) welchen sie gehorchen, haben, welcher die Unterdrückten rächt und die Tyrannen bändigt, dann ziehen sie näher zur Rechtschaffenheit und bleiben fern von Korruption.

Und da es eine Gnade ist, obliegt es Allah einen Imam zum Führen und Weiser der Ummah nach dem Propheten auszuerwählen. (2)

b) Überlegenheit (afdaliyyah)

Die Shia glauben, dass wie der Prophet ein Imam sich in allen Tugenden gegenüber der Ummah erheben muss, sowie im Wissen, dem Mut, Bescheidenheit, Großzügigkeit und er das komplette Wissen des göttlichen Gesetzes innehaben muss. Wenn er dies nicht tut und dieser hohe Posten einer weniger perfekten Person anvertraut ist und wenn eine perfektere Person verfügbar ist, würde dem Nachrangigeren Vorrang gegenüber dem Überlegenen gegeben sein, was gemäß des Verstand falsch ist und gegen die Göttliche Gerechtigkeit ist. Daher wird keine Nachrangige Person das Imamat von Allah empfangen wenn es eine Person gibt die ihm überlegener ist. (3)

c) Unfehlbarkeit

Die zweite Qualifikation ist die `ismah (Unfehlbarkeit). Wenn der Imam nicht unfehlbar ist (masum) würde er zu Fehlern fähig sein und ebenso andere hintergehen. (4)

Erstens, in solch einen Fall würde kein Vertrauen platziert werden in dem was er sagt und uns vorschreibt.

Zweitens, ein Imam ist ein Herrscher und der Kopf der Ummah und die Ummah muss ihm uneingeschränkt in jeder Angelegenheit folgen. Nun, wenn er eine Sünde begeht wären die Leute daran gebunden ihm ebenso in diese Sünde zu folgen. Die Unhaltbarkeit einer solchen Position ist selbsterklärend, denn die Gehorsamkeit in einer Sünde ist bösartig, unrechtmäßig und verboten. Außerdem würde dies bedeuten, dass ihm gehorcht und widersetzt werden müsste in ein und derselben Zeit, dies bedeutet, Gehorsamkeit würde verpflichtend und verboten sein, was vollkommen absurd ist.

Drittens wenn es für einen Imam möglich wäre eine Sünde zu begehen, wäre es die Pflicht für andere Leute ihm von seinem Tun abzuhalten (denn es ist obligatorisch für jeden Muslim anderen Leuten unrechtmäßige Handlungen zu verbieten). In solch einen Fall, wird der Imam in Missachtung gehalten, sein Prestige wird ein Ende finden und anstatt der Führer der Ummah zu sein wird er ihr Befolger sein und sein Imamat würde keinen Nutzen haben.

Viertens, der Imam ist ein Verteidiger des Göttlichen Gesetz und seine Arbeit kann nicht fehlbaren Händen anvertraut werden noch kann eine solche Person es sachgemäß verwalten. Wegen diesem eigentlichen Grund
ist die Unfehlbarkeit eine unverzichtbare Bedingung für das Prophetentum und die Berücksichtigung welche es in dem Fall eines Propheten und ebenfalls im Fall eines Imam und Kalifen essentiell machen.

d) Auserwählung durch Allah

Wie aber im Falle der Propheten sind die oben erwähnten Qualifikationen allein nicht ausreichend um jemanden automatisch zum Imam zu machen. Das Imamat ist kein angebotener Job, es ist eine Auserwählung beschert durch Allah. (5)

Aus diesem Grund glauben die Shia’ah Ithna `Asharia das lediglich Allah einen Nachfolger des Propheten bestimmen kann, dass die Ummah keine Wahl hat in dieser Angelegenheit, es ist lediglich ihre Pflicht einen solchen göttlich-auserkorenen Imam zu folgen.“

Quelle: Imamat, von Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra), Kapitel 5, Seite 12-13

Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra) schreibt weiter:

Allah (azwj) sagt im Quran:

„O ihr, die ihr glaubt, gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und denen, die unter euch Befehlsgewalt besitzen. Und wenn ihr über etwas streitet, so bringt es vor Allah und den Gesandten, wenn ihr an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag. Das ist das Beste und nimmt am ehesten einen guten Ausgang.“(4:59)

Dieser Vers verpflichtet die Muslime zu zwei Gehorsamkeiten:

1. Die Gehorsamkeit gegenüber Allah, 2. Die Gehorsamkeit gegenüber den Gesandten und „denen die unter euch Befehlsgewalt besitzen“ (uli’l-amri minkum). Die Anordnung dieser Worte zeigt, dass die Gehorsamkeit gegenüber den ulu’l-amr genauso verpflichtend ist wie die Gehorsamkeit gegenüber den Gesandten.

Logischerweise bedeutet dies, dass die ulu’l-amr vom selben Kaliber sein müssen wie der Gesandte, ansonsten hätte Allah sie nicht zusammengereiht in diesem Vers.

Bevor wir entscheiden wer die ulu’l-amr sind, wird es eine Hilfe sein sich den Befehl den Gesandten zu gehorchen anzusehen, um zu sehen wie allumfassend und allerfüllend dieser Befehl ist und wie groß die Autorität des Gesandten Allahs ist.

Allah (azwj) sagt im Quran:

„Und Wir haben keinen Gesandten geschickt, außer damit ihm gehorcht werde mit Allahs Erlaubnis. Und wären sie zu dir gekommen, nachdem sie sich gegen sich selber vergangen hatten, und hätten sie zu Allah um Verzeihung gefleht, und hätte der Gesandte für sie um Verzeihung gebeten, hätten sie gewiß Allah Allvergebend, Barmherzig gefunden.“ (4:64)

Den Propheten und Gesandten musste gehorcht und sie mussten befolgt werden, von den Befolgern wurde nicht erwartet jede Handlung des Propheten zu überprüfen um zu entscheiden wann gehorcht wird und wann nicht. Es zeigt klar, dass die Propheten und Gesandten frei von Fehlern und Sünden waren, andererseits hätte Allah den Menschen nicht befohlen den Gesandten bedingungslos zu gehorchen.

Es gibt viele Verse in welchen Allah uns befiehlt den Propheten zu gehorchen:

„O ihr die ihr glaubt! Gehorcht Allah und gehorcht seinen Gesandten.“ (47:33)
(Des Weiteren, 3:32, 3:132, 5:92, 8:1, 8:20, 46:24, 46:54, 58:13, 64:12)

Und wieder sagt Er:

„Allah und Sein Gesandter“ (4:13)
(Des Weiteren, 4:69, 24:52, 33:71, 48:18)

In derselben Sura ist beteuert:

„Wer den Gesandten gehorcht, der gehorcht wahrlich Allah.“ (4:80)

In diesen und anderen zahlreichen Versen des Quran ist die Gehorsam zu Allah ein Synonym mit der Gehorsam zu den Propheten. Solch eine Beteuerung wäre unmöglich wenn die Propheten nicht masum (unfehlbar) wären.

Nun betrachtet folgenden Vers:

„So warte geduldig auf den Befehl deines Herrn und gehorche keinem, der ein Sünder oder ein Ungläubiger unter ihnen ist.“ (76:24)

Das Bild ist komplett. Den Propheten muss gehorcht werden, den Sündern darf nicht gehorcht werden. Die einzige Hinzufügung ist, dass die Propheten keine Sünder oder Falschhandelnde waren. In anderen Worten, sie waren masum, unfehlbar, sündenfrei.“

Quelle: Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra), Kapitel 13, Seite 30-31

Der Allamah (ra) schreibt weiter:

„O ihr, die ihr glaubt, gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und denen, die unter euch Befehlsgewalt besitzen. Und wenn ihr über etwas streitet, so bringt es vor Allah und den Gesandten, wenn ihr an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag. Das ist das Beste und nimmt am ehesten einen guten Ausgang.“ (4:59)

Imam Jaafar as-Sadiq (sa) sagte, dass dieser Vers über Ali ibn Abi Talib, Hasan und Hussein (sa) offenbart wurde.

Dies hörend, fragte jemand den Imam:
„Die Leute sagen, warum erwähnte Allah die Namen von Ali und seiner Familie nicht in Seinem Buch?“

Der Imam (sa) antwortete:
„Sag ihnen, dass es dort (im Quran) den Befehl zum Salat (Gebet) gibt, aber Allah erwähnte nicht ob drei oder vier Raka’at (Einheiten), es war der Gesandte Allahs welcher all die Details erklärte. Und (der Befehl über) Zakat wurde offenbart, aber Allah sagte nicht, dass es ein in jeden vierzig Dirham ist, es war der Gesandte Allahs welcher es erklärte und die Hajj (Pilgerreise) wurde befohlen, aber Allah sagte nicht, dass die Tawaf (Umkreisung) sieben mal vollzogen wird, der Gesandte Allahs erklärte es.

Gleichermaßen wurde dieser Vers offenbart:

„Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und denen, die unter euch die Befehlsgewalt besitzen.“

Und er wurde über Ali und Hassan und Hussein (sa) offenbart.“ (6)

Quelle: Imamat, von Allamah Sayyed Sa’id Akhtar Rizvi (ra), Kapitel 15, Seite 34


Fußnoten:

1: Allamah al-Hilli (ra), al-Babul Hadi `ashar, Seite 62; Mughniyyah Falsafat Islamiyyah, Seite 392

2: Sheikh as-Sadooq (ra), ‚Ilalu ’sh shara’i‘, Band 1, Seite 123

3: Allamah al-Hilli (ra), al-Babul Hadi `ashar, Seite 50

4: Allamah al-Hilli (ra), al-Babul Hadi `ashar, Seite 69

5: Allamah al-Hilli (ra), al-Babul Hadi `ashar, Seite 64

6: Tafsir al-Ayyashi, von al-Ayyashi (ra), Band 1, Seite 249-250, Tafsir as-Safi,  von Mullah Kashani (ra), Band 1, Seite 364